ÄRZTE-NOTSTAND IN JESTEBURG?
Realität und Wunschdenken klaffen weit auseinander
In unserer Gemeinde wird viel über die ärztliche Versorgungslage diskutiert. „Wir brauchen Fachärzte vor Ort“ erklingt es immer wieder. Auch im Masterplan 2020 wurde die Sicherstellung der ärztlichen Nahversorgung als ein wichtiges Thema festgehalten.
Die Investition in ein „Gesundheitszentrum“ auf dem Clement´schen Grundstück spielt ebenfalls mit dieser Angst.
Wir haben uns darum bemüht, eine objektive Faktenlage zu diesem Themenkomplex zu erarbeiten:
Derzeit ist Jesteburg mit Ärzten gut versorgt.
Die Details der ärztlichen Versorgung werden je Bundesland fortlaufend überprüft und neu berechnet. Hierzu gibt es eine “Bedarfsplanungs-Richtlinie“. Die in einer Gemeinde notwendige ärztlichen Versorgung richtet sich nach bestimmten Verteilungsschlüsseln, die von der Größe der Gemeinde abhängig sind.
Jesteburg ist eine Gemeinde, welche die Grundversorgung in ihrem Einzugsgebiet sicherstellen soll. Hierzu gehört selbstverständlich auch eine ausreichende Versorgung mit Allgemeinmedizinern.
Eine weiterführende Behandlung durch Fachärzte innerhalb Jesteburgs ist in den Bedarfsplanungen nicht vorgesehen. Buchholz als Mittelzentrum hält, nach Meinung der Kassenärztlichen Vereinigung, alle zusätzlichen (Fach-)Ärzte in ausreichendem Maße vor. Anfahrtswege von 30 Minuten werden von der Rechtsprechung als zumutbar eingestuft.
Selbstverständlich können sich darüber hinaus weitere Ärzte in Jesteburg niederlassen, wenn sie bereits im Landkreis Harburg niedergelassen sind – derzeit gibt es keine Planungen, im Landkreis zusätzliche “Arztpraxen” auszuschreiben. Anders ausgedrückt:
Nur ein im Landkreis bereits niedergelassener Arzt, könnte in Jesteburg eine Praxis eröffnen.
In Jesteburg gibt es derzeit folgende Ärzte und im Gesundheitsbereich tätige Einrichtungen:
10 Allgemeinmediziner und praktische Ärzte, 1 Kinderarzt, 1 Orthopäde, 2 Frauenärztinnen, 6 Zahnärzte, 7 Heilpraktiker, 4 Physiotherapeuten, 3 Krankengymnatik-Praxen, 1 Massage- und Chirotherapiepraxis, 3 Apotheken, 2 Therapiezentren, 2 Pflegedienste, 4 Seniorenheime und 1 Seniorentagesstätte.
Insgesamt ist laut der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen eine grundsätzliche Trendwende bei Arztpraxen erkennbar.
– Mehr und mehr Ärzte (sowohl Fach- als auch Hausärzte) streben eine Kooperation innerhalb einer Praxis an („Gemeinschaftspraxis“).
– Während Hausärzte sich „wohnortnah“ niederlassen, bevorzugen Fachärzte Standorte mit größerem Einzugsgebiet.
Es ist ausdrücklicher Wille der Normgeber, dass die Planungsbereiche je nach Spezialisierung des Fachgebietes unterschiedlich groß ausfallen. Für einige Fachbereiche reicht sogar die ärztliche Betreuung auf Landkreisebene. In unserem Fall nimmt Buchholz mit seinem Krankenhaus teilweise auch diese Funktion wahr.
Eine Notlage ist in Jesteburg ebensowenig erkennbar wie eine bevorstehende (Fach)Ärzteschwemme.
Deshalb befürworten wir für Praxisräume Gebäude, die sich in das Ortsbild einpassen und nicht den Bau überdimensionierter Gewerbeimmobilien, die zu guter Letzt nicht zu einer Verbesserung der ärztlichen Versorgung beitragen werden.