KINDERTAGESSTÄTTEN IN JESTEBURG
– Anspruch und Wirklichkeit
(Bericht von der Gemeinderatsitzung am 21.06.2017)
Jesteburg steht vor großen Herausforderungen im Kita-Bereich. Immer mehr Familien fragen eine Ganztagsbetreuung nach. Damit verbunden sind ein höherer Personalbedarf, der derzeit am Markt nicht gedeckt werden kann und gestiegene Ansprüche an die Räumlichkeiten, die derzeit wenig Ausbaupotential bieten. Leider sichern weder der Bund noch das Land Niedersachsen eine ausreichende Finanzierung zu. Stattdessen wird versucht, einen immer größer werdenden Anteil der Kosten auf die Kommunen abzuwälzen. Die laufenden Personalkosten drohen die Zahlungsfähigkeit der Kommunen zu erdrücken und die Betreuer*innen laufen auf dem Zahnfleisch, weil sie aus Personalmangel den Betrieb kaum noch verantworten können. Es droht der Kollaps!
Eingeschränkte Betreuungszeiten und Gebührenerhöhungen für die Eltern?
Im aktuellen Jahresbericht wurde erneut deutlich, dass sich die Gemeinde immer weiter von ihrem selbstgesteckten Ziel „30% Kostendeckung durch Gebühren“ entfernt. Seit 2014 befindet sich die Finanzierung durch Gebühren im Sinkflug. Für 2017 prognostiziert die Gemeindeverwaltung einen Deckungsgrad über Gebühren von knapp 24 %.
Die Finanzierungslast verlagert sich nach der aktuellen Prognose der Gemeindeverwaltung immer stärker auf die Gemeinde:
2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Eltern | 29,6 % | 29,8 % | 27,8 % | 27,2 % | 28,1 % | 24,3 % |
Gemeinde | 48,0 % | 46,7 % | 47,1 % | 49,8 % | 47,7 % | 54,3 % |
Landkreis und Land | 22,4 % | 23,5 % | 25,1 % | 23,0 % | 24,2 % | 21,4 % |
Warum bricht der Gebührenanteil der Eltern in diesem Jahr so massiv ein?
Derzeit zögert der Gemeinderat, auf diese Entwicklung zu reagieren und verweist darauf, dass alles noch „viel schlimmer“ kommen wird, wenn nach der Bundestagswahl die Parteien eine (Teil-)Befreiung von den Gebühren für die Eltern umsetzen werden.
Trotzdem ist es unstrittiger Konsens aller Ratsmitglieder, dass die Betreuung der Kinder sichergestellt werden muss, auch wenn die Bedarfe an Betreuungsplätzen über „die Mittagszeit hinaus“ weiter steigen werden. Die bisherige Entwicklung hat gezeigt, dass erweiterte Betreuungsangebote auch eine weiter steigende Nachfrage auslösen. Die Gemeinde wird und muss hier den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung tragen.
Noch knabbert die Gemeinde an dem großen Brocken „Ganztagsschule im Grundschulbereich“ (alleine die Investitionskosten für eine Anpassung der Räumlichkeiten werden sich im Millionenbereich bewegen), aber auch im Bereich der Kindertagesstätten besteht dringender Handlungsbedarf.
Derzeit verfügt Jesteburg über 306 Kitaplätze (246 Elementarplätze und 59 Krippenplätze). Diese sind fast zu 100% ausgelastet.
Bereits ein erster Blick auf die jeweiligen Zuschussbedarfe der einzelnen Einrichtungen (Moorweg, Seeveufer, Sandbarg (DRK) und Waldkindergarten) zeigt, dass die Zuschüsse je Betreuungsstunde unterschiedlich ausfallen. Natürlich liegt das auch an der jeweiligen Auslastung einer Einrichtung. Derzeit liegt die Auslastung des Waldkindergartens deutlich niedriger (ca. 80%) als in den klassischen Einrichtungen (ca. 92%), weil der Waldkindergarten in seiner bisherigen Form keine Ganztagsbetreuung umsetzen kann.
Dieses Thema verlangt, genau wie die zukünftige Gestaltung der Grundschulen, einen breiten Konsens in der Bevölkerung und unter den Ratsmitgliedern. Wir werden konstruktiv an den weiteren Entwicklungen teilnehmen.
Weitergehende Hintergrundinformationen zum Thema Kinderbetreuung in Jesteburg haben wir Ihnen HIER zusammengestellt.