FALSCHES SERVICEKONZEPT
– Hohe Verluste und kein schlüssiges Ertragskonzept –
2015 beschloss der alte Gemeinderat, dass er auch das Jesteburger Tourismusgeschäft managen könne und übernahm die Aufgabe „Tourismusinformation“ vom Verkehrsverein. Professionell und zeitgemäß wollte sich die Gemeinde als Servicepartner für Vermieter und Ansprechpartner für Gäste etablieren.
Bisher ist sie von diesem Ziel weit entfernt und schreibt mit diesem Regiebetrieb auf Gemeindekosten tiefrote Zahlen. In 2016 wurden über Sechzigtausend Euro Minus eingefahren. Die Mehrheit der Ratsmitglieder findet das in Ordnung und lobt trotz alledem die bisherigen (nicht messbaren) Erfolge.
Nun sollte der große (Einnahmen)Wurf nach mehrfachen Verzögerungen gelingen. Ein Buchungskonzept sollte als Servicekonzept überzeugen. Doch nur circa 28 Vermieter sind an dem angebotenen Service grundsätzlich interessiert. Davon ist die Hälfte im Jesteburger Verkehrsverein organisiert. Dessen Mitglieder lehnen das vorgestellte Servicekonzept sogar ab. Es sei zu teuer.
Gut 20 Euro pro Monat sei zu viel. Man sei aber bereit bei 14 Euro im Monat noch einmal über das Serviceangebot nachzudenken. Verständlich, bei insgesamt nur durchschnittlich einer Buchung im Monat je Vermieter?
SPD, CDU und Grüne stimmten jetzt im Wirtschaft-, Tourismus- und Kulturausschuss dafür, dieses Serviceangebot auch für diesen noch geringeren Ertrag anzubieten. Konsequenz: Statt die Verluste mit der Tourismusinformation zu reduzieren, wird der Verlust und damit eine Verschwendung von Steuergeldern trotz leerer Kassen weiter erhöht.
Bitte umdenken!
Wenn das Servicepaket selbst für gerade einmal 14 Euro im Monat bei den gewerblichen Vermietern keine Jubelschreie auslöst, dann muss die Gemeinde auf dieses Serviceangebot verzichten! Die Leistung bindet Personalkapazitäten und würde sowieso nur einen klitzekleinen Bruchteil der Kosten decken. Jeder Vermieter kann in der heutigen Zeit über das Internet aus einer Vielzahl an Anbietern wählen, die für ihn die Zimmervermittlung übernehmen. Was treibt die Ratsmitglieder an zu glauben, dass die Gemeinde es besser kann?
Über 82.000 Euro an Steuergeldern wurden 2016 in die Tourismusinformation investiert. Es wäre unverantwortlich, wenn die Gemeinde trotz leerer Kassen weiterhin in diese nicht marktgerechte Nische Zeit und Geld investiert.
Wir sagen „JA“, Tourismus muss für Jesteburg ein strategisch wichtiges Ziel sein und dessen zeitgemäße Entwicklung gemeindeseitig unterstützt werden. Dafür werden wir uns in den Beratungen zum Konzept „Masterplan Jesteburg 2030“ einsetzen.
Doch eines ist auch klar: Entweder es gelingt der Gemeinde zeitnah, ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten, das die entstehenden Kosten deckt und langfristig Gewinn erzielt oder die Gemeinde muss erkennen, dass sie diese Aufgabe nicht hauptverantwortlich lösen kann.
Vielleicht sollte die Gemeinde Jesteburg einmal über ihren eigenen Tellerrand hinausschauen. In Hanstedt wird die Tourismusinformation von einem Verein betrieben. Gewerbetreibende und Vermieter von Unterkünften umsorgen gemeinsam die Gäste. Vielleicht können sich auch in Jesteburg der Verkehrsverein und der Gewerbeverein zusammenschließen und die Verantwortung für ein florierendes Tourismusgeschäft übernehmen und die Gemeinde unterstützt mit „flankierenden Maßnahmen“ wie z.B. einer intakten Infrastruktur mit hohem Erholungswert?