NEUE IDEEN SIND DIE AUSNAHME
– Kulturförderung ohne inhaltliche Schwerpunkte –
Jeder formal korrekt ausgefüllte Zuschussantrag war für die Mehrheit im WTK-Ausschuss förderfähig. Die Erläuterungen, warum manche Projekt Zuschüsse in voller Höhe erhielten und manche Kürzungen hinnehmen mussten, obwohl es keinen Kulturtetat-Engpass gab, hat sich uns nicht immer erschlossen. Wir haben alle Anträge auf Basis unserer im Frühjahr präsentierten Kulturleitlinien der UWG Jes! bewertet. Je öfter wir nachfolgende Fragen bejahen konnten, desto förderfähiger haben wir einen Antrag eingestuft:
- Hat das Projekt einen regionalen Bezug (Sind Jesteburger in das Projek eingebunden)?
- Trägt das Projekt dazu bei Identität zu stiften oder hat es einen werteorientierten Ansatz?
- Fördert das Projekt den Nachwuchs unter den Kulturschaffenden?
- Entwickelt das Projekt das Brauchtum weiter?
- Hält das Projekt die niederdeutsche Sprache lebendig?
- Regt das Projekt zu einer Auseinandersetzung mit dem kulturellen Leben in Jesteburg an?
- Trägt das Projekt zu einer Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Dorfgemeinschaft bei?
- Lädt das Projekt zur Begegnung mit den Nachbargemeinden ein?
Für uns ist es alarmierend, dass sich die Jesteburger Kulturförderung immer stärker auf die „üblichen Verdächtigen“ konzentriert: Podium, Bossard, Naturbühne, Kunstnetz und Kunstverein. Alle anderen Jesteburger Vereine scheinen ohne Förderung auszukommen oder wollen sich dem Prozedere nicht mehr aussetzen. Wir sehen hier dringenden politischen Handlungsbedarf. Es muss deutlich werden, welche Förderschwerpunkte die Gemeinde im Kulturbereich setzt. „Wischiwaschi“-Formulierungen sind keine Hilfe, wenn Vereine sich um Förderung bemühen und dann ihre Anträge auch noch wenig nachvollziehbar gekürzt werden. Das führt verständlicherweise zu Frustration und weniger Engagement.
Wie jedes Jahr konnten Jesteburger Kulturschaffende bis zum 30.09. Anträge an die Gemeinde stellen, um aus dem Kulturetat (50.000 Euro) für 2018 Zuschüsse für ihre Projektideen zu bekommen. Gesetzt ist seit 2015 ein fester Zuschuss für die Stiftung Kunststätte Bossard über 25.000 Euro. Die restlichen 50% des Kulturetats können ausschließlich an eingetragene Vereine und Stiftungen vergeben werden, was wir beides für falsch halten.
Für das kommende Jahr lagen nur fünf Anträge über insgesamt 19.800 Euro vor. Damit werden weniger als 80% des freien Budgets ausgeschöpft.
Für uns manifestiert sich ein ungesunder Trend in der Jesteburger Kulturförderung, der mittelfristig ein vielfältiges Kulturangebot ersticken wird. Statt auch kleine und innovative Projekte zu unterstützen und die Bürger*innen zu ermutigen, losgelöst von ihrer Organisationsform, die Dorfgemeinschaft zu bereichern, setzt die politische Mehrheit weiterhin auf die Wiederholung des Altbewährten und winkt die Zuschussanträge von Naturbühne und Kunstverein ungekürzt durch.
Warum CDU, SPD und die Grünen dann aber den Zuschuss für das Podium kürzen wollten, erschloss sich uns nicht.
Wir wünschen uns, dass es mittelfristig gelingen wird, Kindergärten, Schulvereine, Sport- und Tanzvereine, Theatergruppen, den Schützenverein, den Grabenclub, den Heimatverein und viele weitere sich ehrenamtlich engagierende Jesteburger an einen Tisch zu bringen und wieder für die Umsetzung eines lebendigen, dörflichen Kulturlebens zu gewinnen.
Unser Bürgermeister Udo Heitmann hat die Aufgabe „Einladung Runder Tisch der Kulturschaffenden“ leider nicht übernehmen wollen.
Der Fachausschuss „Wirtschaft, Tourismus und Kultur“ empfiehlt dem Gemeinderat, die nachfolgenden Projekte aus dem Kulturetat zu fördern:
Kunststätte Bossard
Zuschuss: | beantragt: 1.600 Euro | genehmigt: 1.600 Euro |
In Kooperation mit den Kammerspielen Gunther Malzacher werden Kinder und Jugendliche ein Musiktheaterstück über die Ängste und Sehnsüchte junger Menschen erarbeiten. Das Projekt wird ergänzt durch einen Familienaktionstag mit vielen Kreativ- und Mitmachaktionen.
Unsere Bewertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂
Niedrige Beiträge ermöglichen allen Interessierten die Teilnahme, verschiedene Kulturschaffende aus dem Ort erarbeiten gemeinsam ein innovatives Konzept und setzen es für alle Jesteburger um. Kinder und Jugendliche werden in ihrer Kreativität gefördert.
Jesteburger Podium
Zuschuss: | beantragt: 6.500 Euro | genehmigt: 5.500 Euro |
Zwölfmal wird das Jesteburger Podium mit einem hochwertigen Programm aus Musik, Kabarett und Lesungen auswärtige Künstler ins Heimathaus holen.
Unsere Bewertung: 🙂 🙂 🙂
Seit vielen Jahren gelingt es dem Jesteburger Podium, Künstler für einen Auftritt im Heimathaus zu gewinnen. Die Preise sind sozial und die Auswahl der Veranstaltungen bietet Jesteburg ein vielschichtiges Kulturprogramm.
Kunstnetz Jesteburg
Zuschuss: | beantragt: 1.600 Euro | genehmigt: 800 Euro |
Bei den beiden Zuschussanträgen „Gartenreise“ (300 Euro Zuschuss) und der Ausstellung „In Bewegung“ (500 Euro Zuschuss) im Heimathaus folgten die Ratsmitgliedern den geforderten Zuschüssen des Vereins nur teilweise.
Unsere Bewertung: 🙂 🙂
Beide Projekte fördern das Miteinander von Bürger*innen und Künstler*innen. Die Ausstellung bringt unterschiedliche bildende Künstler zusammen. Beides finden wir förderfähig. Die aufgeführten Kosten erscheinen uns teilweise deutlich zu hoch angesetzt, so dass wir nur einer teilweisen Bezuschussung zustimmen konnten.
Kunstverein Jesteburg
Zuschuss: | beantragt: 5.000 Euro | genehmigt: 5.000 Euro |
Das Jahresprogramm des Kunstverein Jesteburg steht 2018 unter der Überschrift „Künstlerische Prozesse“. Für fünf Ausstellungen wurden Zuschüsse beantragt, die aus unterschiedlichen Perspektiven das Thema aufnehmen sollen. Alle Ausstellungs-Projekte sollen deutschlandweite und teils auch internationale Relevanz erreichen.
Unsere Bewertung: 🙂
Der Schwerpunkt liegt in einem Import von zeitgenössischer Kunst nach Jesteburg. Alle bisherigen Bedenken bezüglich einer besseren Einbindung der Bürger*innen wurden auch im laufenden Jahr 2017 nicht umgesetzt. Hohe Kosten im Bereich „Kataloge“, die auch als „Verkaufs- /Imageunterlagen“ fungieren. Der Kunstverein erfüllt mit seinem Konzept unsere Vorstellungen für eine Jesteburger Kulturförderung nicht. Deshalb haben wir den Zuschussantrag abgelehnt.
Naturbühne Jesteburg
Zuschuss: | beantragt: 5.000 Euro | genehmigt: 5.000 Euro |
Für eine Großveranstaltung (TruckStop-Konzert) stellt der Verein einen Zuschussantrag.
Unsere Bewertung: 😕
Kommerzielle Veranstaltung, Unterhaltung ja – aber keine kulturell förderfähige Veranstaltung. Der Antrag erfüllt unsere Vorstellungen für eine Jesteburger Kulturförderung nicht. Deshalb haben wir den Zuschussantrag abgelehnt.