DIE ENTWICKLUNG IM ZEITRAFFER
2010 (Herbst):
Die „Künstlergruppe Kunstpfad“ (Ingo Kühl, Horst Wohlers, Peter Vogel) stellt erste Ideen für einen Kunstpfad vor.
2011 (Frühjahr):
Die Gemeinde beschließt, in einem ersten Schritt die baulichen Voraussetzungen für die Streckenführung (Kosten zirka 100.000 Euro) umzusetzen. 50% der Kosten werden durch öffentliche Fördermittel abgedeckt. 50.000 Euro werden aus der Gemeindekasse beigesteuert.
Es sollen zwei Maßnahmen umgesetzt werden:
- die Strecke vom Kunsthaus bis zur Festhalle wird barrierefrei erstellt. 21 Säulen-Blutbuchen und 20 Pflasterintarsien sollen die Wegführung markieren (Kosten: 30.000 Euro).
- vor der Kunststätte werden Parkplätze erstellt (Kosten: 70.000 Euro).
2013 (Frühjahr):
Die Gemeinde beschließt, dass eine neue Projektgruppe (Udo Heitmann, Hans-Jürgen Börner, Dr. Gudula Mayr, Rainer Löding und Isa Maschewski) ein inhaltliches Konzept erarbeiten sollen.
2013 (Sommer):
Der erste Teilabschnitt „Ausbau der Wegführung Kunstpfad und neue Parkmöglichkeiten an der Kunststätte Bossard“ wurde fertiggestellt.
2013 (Winter):
Die Projektgruppe stellt einen ersten Konzeptansatz vor.
Der Kunstpfad solle „gleichwertig zur modernen Kunst der Bossard Kunststätte und der zeitgenössischen Kunst des Kunsthauses Jesteburg, ein neues Gesamtkunstwerk (sein), das neben der Attraktion für Gäste und Kunstinteressierte auch die Aufmerksamkeit der nationalen Fachwelt erringen soll“.
Isa Maschewski und Dr. Gudula Mayr „werden in ihren künstlerischen Plänen die Vorarbeiten und Überlegungen von Peter Vogel, Horst Wohlers und Ingo Kühl (Künstlergruppe Kunstpfad) einbeziehen und auch nationale Experten für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum heranziehen. Das Kuratorium ist letztendlich frei in seiner Entscheidung für die Ausgestaltung.„
2014 (Herbst):
Isa Maschewski stellt ein erstes inhaltliches Konzept vor. Frau Dr. Gudula Mayr bestätigt die künstlerische Qualität ausdrücklich.
„Die Stadt ist auch da wo das Land ist“ –
„Gedanken um Themen wie „Entschleunigung“, „Mobilität“, „metropolitane Agglomeration“ (was im weitesten Sinne „Speckgürtel“ bedeutet…) aber auch „Nähe zur Natur“ und die soziokulturelle Struktur eines Ortes wie Jesteburg rücken ins Zentrum der Auseinandersetzung und werden im künstlerischen Prozess verschiedene Übersetzungsformen finden. … Die im Projekt versammelten künstlerischen Positionen greifen auf Erfahrungsräume zurück, die viele Menschen in unterschiedlicher Form teilen; genauso laden sie zu einem Perspektivwechsel auf weniger vertraute Situationen ein.„
2014 (Winter):
Die Gemeinde beschließt die Umsetzung dieses Konzeptes und damit auch, dass in den nächsten 5 Jahren jährlich 13.000 Euro (3.000 Euro als Aufwandsentschädigung für die Kuratorin und 10.000 € für die Anschaffung und/oder Herstellung eines Kunstwerkes) verwendet werden sollen.
2015 (Herbst):
Isa Maschewski präsentiert ein inhaltlich überarbeitetes Konzept.
„Aufwachsen in Jesteburg“
„Final habe ich mich entschieden, besonders die sozialen und partizipatorischen Qualitäten … in den Fokus der Eröffnungsveranstaltung des Jesteburger Kunstpfades zu stellen. Die Projekte und Arbeiten … eint die Tatsache, dass sie sowohl als ästhetisch/skulpturale Objekte das Interesse von Besuchern von außerhalb ansprechen, als auch einen konkreten, sozialen Nutzen für die Jesteburger haben können.„
Die Kunstwerke sollen nicht nur zur Betrachtung sondern auch zur Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk anregen.
Die geplanten Kunstwerke:
Alle Abbildungen sind Beispiele, die im Konzeptvorschlag verwendet wurden. Sie sollten zur Visualisierung der Idee dienen.
Die ausführliche Konzeptpräsentation finden Sie hier.
1.Straßenmalerei (Monika Michalko):
Es soll eine farbenfrohe Straßenmalerei mit langlebiger Asphaltfarbe auf dem Schulweg der Kinder entstehen. Nach der Fertigstellung der Malerei ist mit der Künstlerin ein Workshop geplant, in dem Kinder die entstandene Malerei erweitern.
Frau Maschewski:
„Gemeinsam mit Monika Michalko möchte ich den Begriff „Street Art“ zum Thema machen und ihn dabei wörtlich nehmen. Auf einem oder mehreren Streckenstücken des Kunstpfads sollen von Monika Michalko Straßenbemalungen realisiert werden, die dauerhaft sind und nicht gleich wieder vom Regen weggewaschen werden können. Ein Kunstpfad muss nicht nur das Thema „Skulptur“ in den Mittelpunkt rücken, auch malerisch kann auf die direkte Umgebung und den Ort Jesteburg reagiert werden.“
2. Worte (Rupprecht Matthies):
Jesteburger Kinder und Jugendliche sammeln Worte, die für sie Jesteburg beschreiben. Diese Worte sollen als bunte Holzskulpturen in großer Zahl den Parkplatz der Oberschule schmücken.
Frau Maschewski:
„Da mich mit Rupprecht Matthies ein langjähriges, freundschaftliches Verhältnis verbindet und da wir 2013 eine so erfolgreiche Zusammenarbeit hatten, überließ mir und dem Verein Kunstwoche Jesteburg e.V. der Künstler eine seiner großen Wortskulpturen – das Wort „MUT“. Ich entschied mich dafür, die Skulptur vor der Oberschule Jesteburg aufstellen zu lassen, da mir und auch der Schuldirektion der Gedanke gut gefiel, dass die Schüler jeden Morgen vom Wort „MUT“ vor der Schule begrüßt werden.“
3. Mobiles Bus-Soundsystem (Tintin Patrone):
Der Bus, nach dem Vorbild z.B. indischer Mini-Pick-ups, ist ein „mobiles Soundsystem“ und kann von Vereinen, Schulen und Jugendeinrichtungen für Veranstaltungen und Umzüge genutzt werden.
Frau Maschewski :
„Der “Bus” als mobiles Soundsystem stellt eine mächtige Verbindung zwischen Kunst, Sound und Bewegung dar. Gleichermaßen der Tradition von Drehorgel, Ghettoblaster oder mit Lautsprechern ausgestatteten Paradewagen bei Demonstrationen folgend bieten mobile Soundanlagen nach wie vor großes Potential zur Intervention. Gerade das macht ihre Faszination aus und lässt sie überall auf der Welt in unterschiedlichen Subkulturen ein Zuhause finden, eine kulturelle Bedeutung ist diesen Verbindungen aus Skulptur, Bewegung und Musik unabstreitbar.“
An seinem ständigen „Parkplatz“ (in der Buskehre vor dem Freibad) wird ein „Carport“ errichtet, welches den Bus vor Verwitterung schützen soll. „Gemeinsam wirken Carport und Bus als Skulptur, die besichtigt werden – ihren Platz aber eben auch immer wieder verlassen kann.“
4a. Hüpfburg (Tim Kaiser)
Eine Skulptur, die hauptsächlich der sozialen Nutzung dient und in der Gestaltung an die Burg im Jesteburger Wappen anknüpft.
Frau Maschewski:
„Kurzzeitige, körperliche Destabilisierung, absurde soziale Situationen und die unvermeidliche Einbeziehung der Teilnehmer in das Geschehen sollen die charakteristische Kinetik der „Jeste-Hüpf-Burg“ bestimmen. Unvorhersehend entwickelt sich bei den Hüpfenden eine Euphorie, die ansteckend ist und in einigen Fällen sogar süchtig macht. Die „Jeste-Hüpf-Burg“ soll dazu beitragen die Elitarismus-Vorurteile gegenüber der zeitgenössischen Kunst abzubauen, sie ist am ehesten ein wahr gewordener Kindheitstraum, in der die Bühne gleich Zuschauerraum gleich Hüpfburg ist.“
4b. Baumhaus (Dirk Meinzer):
(Die Idee der Hüpfburg wurde gegen Baumhaus ausgetauscht)
Ein begehbares, feststehendes Haus aus Naturmaterialien, in dessen Inneren weitere skulpturale Arbeiten zu sehen sein werden.
Die Hütte soll nach dem Vorbild von traditionellen Techniken aus Afrika angefertigt werden.
5. Musterfassade (Timm Ulrichs):
Die vier neuen Kunstwerke werden ergänzt durch eine Schenkung von Timm Ulrichs. Sein Kunstwerk wurde bereits in der Nähe der Kunststätte Bossard aufgestellt. Es ist eine Musterfassade, die aus dem Neubau des Sprengel Museums in Hannover stammt.
Frau Maschewski:
„Überall wo diese (Musterfassaden) errichtet oder aufgehängt werden, spielt der Begriff „Verheißung“ eine große Rolle. Sie sind Vorboten von dem, was passieren soll, geben den Besuchern der Baustelle einen Eindruck von dem, was kommen wird. Was passiert, wenn man eine solche Musterfassade aus ihrem Kontext reißt und sie an einem andren Ort aufstellt? Bleibt der verheißungsvolle Charakter? Oder konzentrieren wir uns auf einmal auf gänzliche andere Qualitäten, beurteilen vielmehr die vorhandene Ästhetik in all ihrer Unvollständigkeit, anstatt das geplante Ergebnis?“
2015 (Dezember)
Der Gemeinderat „empfiehlt die Umsetzung des vorgelegten Konzeptes zur inhaltlichen Ausgestaltung des Kunstpfades„.
Voraussetzung: Gesamtkosten maximal 56.100 Euro. Davon trägt die Gemeinde 30.000,- Euro. 26.000 Euro müssen über Fördermittel eingeworben werden.
Irgendwann zwischen dem letzten öffentlich zugänglichen Konzeptentwurf und der mehrfach verschobenen Eröffnung des Kunstpfades wurde das Konzept erneut überarbeitet. Die Themenklammer „Aufwachsen in Jesteburg“ blieb erhalten.
Frau Maschewski plante jetzt nachfolgende Kunstwerke umsetzen
- Straßenbemalung (Monika Michalko)
- Bushaltestelle (Tintin Patrone) als Ersatz für den mobilen Bus.
- Spiegelhaus (Gerrit Menke)
Diese neuen Kunstwerke sollen, ergänzt um die Musterfassade (bereits im Sommer 2016 in Bossard-Nähe aufgestellt und eingeweiht) und einen Münzprägeautomat (bereits im Frühjahr 2016 im Kunsthaus präsentiert), den ersten Teilabschnitt des Kunstpfades bilden.
Münzprägeautomat „Odin´s Münze“ (Thomas Baldischwyler)
Der Künstler präsentierte dieses Kunstwerk bereits 2016 in der Ausstellung „Sparkasse Bossard“ im Kunsthaus Jesteburg.
Frau Maschewski:
„Mit dieser Arbeit bezieht sich Thomas Baldischwyler auf die Biografie Johan Bossards und schafft aber zeitgleich kleine Kunstwerke – zum Mitnehmen gedacht. Themen wie Kommerzialisierung, Eventisierung und der „Nutzen“ von Kunst geraten unweigerlich und vom Künstler intendiert ins Blickfeld. Am Ende mag der Besucher des Kunstpfads die Erkenntnis mitnehmen, dass letztendlich alle Dinge, ob klein oder Groß, genau die Bedeutung haben, die wir ihnen zumessen.“
2016 (Spätsommer)
Die Eröffnung wurde verschoben.
2017 (Ostern)
Die Eröffnung wurde zum zweiten Mal verschoben.
Die Umsetzung der geplanten Kunstwerke beginnt:
2017 (Frühjahr)
Verwaltung und Kuratorin legen den Standort für das Spiegelhaus fest. Eine Abstimmung mit der Politik findet ebenso wenig statt, wie eine Beteiligung der Bürger.
2017 (Mai)
Die Straßenmalerei wird in der Straße „Schaftrift“ von der Künstlerin Monika Michalko umgesetzt.
Eine Abstimmung mit der Politik über den Standort findet ebenso wenig statt, wie eine Beteiligung/Information der Bürger.
Leider scheint es Probleme mit der Haltbarkeit des Kunstwerkes zu geben. Die Farbe deckte nicht richtig und wurde innerhalb kürzester Zeit „abgefahren“. Die Probleme mit der Farbe sollen ein Anwendungsfehler gewesen sein.
2017 (Juli)
Der Künstler Michael Conrads erschafft an den Bushaltestellen vor dem Freibad ein zweite Straßenmalerei.
2018 (Frühjahr)
Die Eröffnung soll am 25. August 2018 im Rahmen des Dorffestes stattfinden.
2018 (April)
Die Kuratorin informiert über die Presse, dass die geplante Bushaltestelle nicht in der bisher geplanten Form umgesetzt wird. Es soll alternativ eine Bushaltestelle aus Leitzkau aufgestellt werden.
Der geplante Standort für das Spiegelhaus wird öffentlich bekannt. Trotz großer Ablehnung durch die Bevölkerung und eines Antrages der UWG Jes! unterstützt der Gemeinderat den gewählten Standort bedingungslos.
2018 (Juni)
Das Kunstwerk von Monika Michalko ist fast gänzlich verschwunden und das Kunstwerk von Michael Conrads zeigt auch bereits deutliche Auflösungserscheinungen.
Eigentlich sollten beide Kunstwerke auf Kosten des Kunstvereins ausgebessert werden, so Isa Maschewski. Doch mittlerweile ist unklar, ob diese Zusage noch gilt. Verbindlich festgelegt ist nichts – weder wer die Kosten übernimmt, noch wer die Ausbesserungen vornimmt, noch wie mit zukünftigen Schäden an den beiden Kunstwerken umgegangen werden soll/kann. Sicher ist nur, dass die erhaltenen Fördergelder (3.200 Euro) für das Kunstwerk von Monika Michalko zurückgezahlt werden müssen, wenn bis Ende Juni keine Ausbesserung stattgefunden hat….
Der Sponsor zieht seine finanzielle Unterstützung für das Spiegelhaus zurück.
2018 (13. Juni)
Der Jesteburger Verwaltungsausschuss stoppt die Umsetzung des Kunstpfades und hebt den Eröffnungstermin im Herbst 2018 auf.