Straßenmalereien lösen sich von selbst auf und die Musterfassade im Wald bereichert unseren Waldspaziergang nicht.
TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER
– Umstrittener Kunstpfad soll zusätzliche Gemeindemittel erhalten
Seit fast einem Jahrzehnt bemühen sich Kunstschaffende und Gemeinderat, die Kunststätte Bossard durch einen Kunstpfad mit der Jesteburger Ortsmitte zu verbinden. Gut 100.000 Euro später gibt es noch immer keine Lösung, aber „Kunstwerke“, die für uns das Scheitern des Kunstpfadprojektes verdeutlichen.
Trotzdem wurde unter der Führung von Frau Heidi Seekamp und Frau Dr. Gudula Mayr im Herbst 2018 die Idee einer Jesteburger Kunstkommission ins Leben gerufen, um die Idee des Kunstpfades wiederzubeleben. In der Kulturausschusssitzung am 11.09.2019 stellte die selbsternannte „Kunstkommission“ ihre Vorschläge zur Rettung des Kunstpfades vor.
Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden, ob er grundsätzlich den Ausführungen im vorgelegten Grobkonzept folgt. Dieses sieht eine fünfjährige Umsetzungsphase und Gesamtkosten für die Realisierung des Kunstpfades von knapp einer Viertel Million Euro vor. Ein wesentlicher Grundpfeiler des skizzierten Konzeptes ist die finanzielle Beteiligung der Gemeinde an den Kosten.
Der Fachausschuss hat diesem Konzept zugestimmt und befürwortet die Ausarbeitung eines entsprechenden Feinkonzeptes auf Kosten der Steuerzahler (3.000 Euro).
Wir haben diese Entscheidung nicht mitgetragen.
Natürlich begrüßen wir, dass sich Bürger unseres Ortes weiterhin dafür engagieren, Kunst als einen Baustein in das Kulturleben zu integrieren. Mit ihren Ideen bereichern sie Jesteburg um eine wichtige Facette. Trotzdem ist für uns das Projekt „Kunstpfad“ auch unter den von der „Kunstkommission“ benannten Rahmenbedingungen mehr als fragwürdig.
Mit ihren Vorschlägen schlägt die „Kunstkommission“ den gleichen Weg ein, der noch vor wenigen Monaten von allen Prozessbeteiligten für furios gescheitert erklärt wurde: Externe Berater, überwiegend externe Künstler und eine Belehrung der Bürger über ein elitäres Kunstverständnis. Weiterhin soll den Bürgern kein Mitspracherecht bei der späteren Umsetzung eingeräumt werden.
Obwohl eine Wegverbindung zwischen der Kunststätte „Bossard“ und dem „Kunsthaus“ in erster Linie diesen beiden Einrichtungen dient, sieht die „Kunstkommission“ nicht vor, beide Institutionen an den Kosten zu beteiligen. Deshalb hatten wir vorgeschlagen, dass die Bossard-Stiftung und der Kunstverein Jesteburg zumindest die Erarbeitung des Konzeptes gemeinsam aus eigenen Mitteln finanzieren. Dieser Vorschlag wurde von SPD, CDU und den Grünen abgelehnt.
Sollte die Wiederbelebung des Projektes „Kunstpfad“ eine politische Mehrheit finden, dann müssen (messbare!) Parameter benannt werden, an denen der Erfolg des fast eine Viertel Million Euro teuren Projektes gemessen werden könnte.
Bisher blieb alles mal wieder im Nebulösen: Man müsse die wichtige Bedeutung des Kunstpfades für die Jesteburger Gewerbetreibenden berücksichtigen. Bei so einem hehren Ziel mag manch Ratsmitglied den Blick für die Realitäten und Kosten vielleicht schon einmal aus den Augen verlieren …
Für uns ist es weiterhin wichtiger, dass der Gemeinderat für die großen Herausforderungen Schule, Kita, Verkehr und leere Kassen Lösungen findet statt erneut Steuergelder in dem Kunstprojekt „Kunstpfad“ zu versenken. Kunst im öffentlichen Raum? JA, aber bitte dort, wo eine künstlerische Mitwirkung dringend geboten wäre: Bossard-Platz, Spethmann-Platz, Spielplatz Seeveufer oder die Außengelände der neuen Kita und Grundschule.
Sollte die „Kunstkommission“ weiterhin an einem Kunstpfad festhalten wollen, empfehlen wir – wie Frau Dr. Mayr und Frau Seekamp bereits in Vorgesprächen erläutert – sowohl die Länge als auch die Routenführung des Kunstpfades zu überdenken. Die bisherige Routenführung ist über weite Strecken wenig attraktiv (Zentralbusbahnhof, Wohngebiete) und für Spaziergänger viel zu lang (hin und zurück ca. 10 km).
Wir hatten deshalb vorgeschlagen, einen Kunstpfad besonders für Radfahrer attraktiv zu gestalten. Dafür schlugen wir eine Streckenführung über Lüllau und Wiedenhof vor. Das Angebot könnte mit kostenlosen E-Bike Leihstationen am Bossard und in der Ortsmitte unterstützt werden.
Die Vision der Kunstkommission
Der Natur- und Kunstpfad soll unter Berücksichtigung der „Ästhetik von Ort und Landschaft“ neue Horizonte öffnen und ein „Weg der Inspiration, des Austausches und der Begegnung aller Bürger und kunstinteressierten Besucher“ werden. Dabei geht es der Kunstkommission nicht um eine „Verhübschung“ des öffentlichen Weges, sondern um … „ein Konzept für die Qualität von Kunst und Natur.“
Ein solches Ergebnis aus eigener Kraft zu erzielen, trauen sich die sonst von ihrem Kunstverständnis überzeugten Frauen Mayr, (Bossard), Koch (Kunstverein) und Spinty (Kunstnetz) nicht zu. Deshalb besteht die „Kunstkommission“ auf die Berufung eines externen Kurators, der ein Detailkonzept zum Thema Kunstpfad ausarbeitet (Kosten 3.000 €). Anschließend soll eine Jesteburger „Kunst-Akademie“ ein Jahr lang mit Workshops und Vorträgen den Bürgern den von der „Kunstkommission“ favorisierten Kunstbegriff näher bringen (Kosten ca. 80.000 €). Im Ergebnis soll mehr gegenseitiges Verständnis dazu führen, dass die „Kunstkommission“ dann gemeinsam mit von ihr ausgesuchten Künstlern Kunstwerke entlang des Kunstpfades umsetzt (Kosten ca. 140.000 €). Die Finanzierung der Gesamtkosten (ca. 233.000 €) soll durch Gemeindemittel, öffentliche Fördermittel und Sponsoren abgedeckt werden.
Der von der „Kunstkommission“ als Kurator empfohlene Kulturwissenschaftler Thomas Kaestle hat in einem ersten Grobkonzept die Entwicklung des Kunstpfades in drei Phasen eingeteilt:
1. Konzeptionsphase:
Erarbeitung eines Feinkonzeptes (Dauer 3 Monate)
2. Vorbereitungsphase:
Einrichtung einer Jesteburger Kunst-Akademie mit Exkursionen, Vorträgen und Workshops (Dauer 12 Monate)
3. Umsetzungsphase:
14 Kunstwerke werden für den Kunstpfad erschaffen (Dauer: 3 Jahre)
Wer einen Überblick über die bisherige Geschichte des Kunstpfades nachlesen möchte, dem empfehlen wir unseren Beitrag aus dem März 2017.
Kunstpfad Jesteburg – Eine Provinzposse
Wer mehr über das Selbstverständnis der „Kunstkommission“ erfahren möchte, dem empfehlen wir unseren Beitrag
Wächter des guten Geschmacks?
– Das Selbtsverständnis der Kunstkommission