Unser unermüdlicher Einsatz für ein überzeugendes Raumprogramm hat sich gelohnt. Das Raumkonzept steht endlich fest.
JESTEBURG SETZT IM KITA-BEREICH AUF QUALITÄT
– Der Gemeinderat beschließt, weit über die gesetzlichen Standards hinauszugehen
Es ist geschafft! Ein wichtiger Meilenstein für eine neue Kindertagesstätte ist erreicht. Mit dem jetzt verabschiedeten Raumprogramm wird die Kita genügend Platz bieten und alle Anforderungen an eine zeitgemäße Ganztagsbetreuung erfüllen. Für uns hat sich wieder einmal bewiesen, wie wichtig es ist, dass wir nicht einfach alles hinnehmen und am Ball bleiben, um in konstruktiven Gesprächen gemeinsam nach einer sachorientierten Lösung zu suchen.
Zunächst wollten SPD, CDU und Grüne einem Raumprogramm zustimmen, das von der Verwaltung vor allem unter Kostengesichtspunkten erarbeitet worden war. Für uns war erkennbar, dass mit der vorgestellten Version eine gute Ganztagsbetreuung nicht umsetzbar wäre. Weder die Beschäftigten noch die Eltern oder Kinder wären auf Sicht damit glücklich geworden. Natürlich sind die Kosten ein wichtiger Faktor, aber es ist noch wichtiger, dass ein Kita-Neubau zuverlässig die heutigen und morgigen Anforderungen erfüllen kann. Auf Druck der UWG Jes! wurde eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung, Politik und Kita-Leitungen eingerichtet, die das Raumangebot nochmals überarbeitet hat.
Unsere detaillierten Vorschläge stießen von Beginn an auf große Zustimmung bei den Kita-Leitungen. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die jetzt geplante Nutzfläche (ca. 1.300 qm) ausreichend Platz für individuelle Betreuungsangebote (Stichwort Inklusion), Rückzugsmöglichkeiten und eine attraktives Arbeitsumfeld für die Beschäftigten bietet.
Auch unsere Vorschläge für die Gestaltung und Nutzung der Außenbereiche (Spielbereiche, Zuwegungen, Stellplätze) wurden sehr positiv aufgenommen. Es wurde deutlich, dass die bisher vorgesehene Fläche am Schierhorner Weg nicht ausreichen wird. Deshalb wird derzeit geprüft, ob und unter welchen Bedingungen zusätzliches Gelände erworben werden kann. Bisher stehen 3.500 qm zur Verfügung, benötigt werden ca. 5.000 qm.
Einen „Wermutstropfen“ wollen wir jedoch nicht verschweigen. Gute Betreuungsangebote gibt es nicht zum „Nulltarif“. Die Kosten für den geplanten Kita-Neubau werden sich unter Berücksichtigung des verabschiedeten Raumprogrammes deutlich oberhalb der bisherigen Schätzungen der Verwaltung bewegen. Im vergangenen Jahr plante die Verwaltung noch mit einem Kostenrahmen von 1,5 Millionen Euro (was wir von Beginn an als völlig unrealistisch kritisierten), Anfang dieses Jahres korrigierte sie ihren Ansatz auf 3,7 Millionen Euro (was nach unseren Marktrecherchen weiterhin deutlich zu wenig ist).
Der geplante Kita-Neubau am Schierhorner Weg wird unter Berücksichtigung des verabschiedeten Raumprogrammes noch teurer werden. Wahrscheinlich eher 4,5 Millionen Euro. Wir haben die Verwaltung aufgefordert, zu prüfen, ob und wie diese Kosten finanziert werden können.
Eine Prüfung unserer alternativen Lösungsansätze, mit denen dieses Raumprogramm auch umgesetzt werden könnte, wurden zuvor von SPD, CDU und Grünen abgelehnt. Verantwortungsbewusst und nachvollziehbar ist das für uns nicht.
Unsere Anforderungen an einen Kita-Neubau
Wir hatten ein detailliertes Raumkonzept in die Beratungen eingebracht. Dabei haben wir sowohl die ökologischen Anforderungen an einen Neubau als auch an die grundsätzlichen Anforderungen an ein Raumkonzept und die Außenbereiche berücksichtigt. Gegenüber den ursprünglichen Planungen der Verwaltung für das Gebäude (1.100 qm Nutzfläche) sah unser Vorschlag einen Flächenbedarf von 1.465 qm vor.
Die Grundlagen für unsere weiteren Überlegungen
- Alle Kinder können uneingeschränkt an der Betreuung und Förderung teilhaben (Inklusion).
- Alle Räumlichkeiten und das Außengelände sind bewegungsfördernd, anregend und überschaubar gestaltet. Sie bieten Rückzugsmöglichkeiten, fördern ein selbstbestimmtes Leben, regen die Wahrnehmungsfähigkeit an und bieten ausreichend Platz für therapeutische Anwendungen.
- Die Kita erfüllt alle Anforderungen an moderne Arbeitsbedingungen. Dazu gehören auch ausreichend dimensionierte Arbeitsplätze, Besprechungsräume und Rückzugsräumlichkeiten.
Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie haben verdeutlicht, wie wichtig es ist, räumliche Trennungen bzw. Abgrenzungen der einzelnen Gruppen und Außenbereiche für die Betreuung unter pandemischen Situationen sicherstellen zu können. Deshalb haben wir empfohlen, diese Erfahrungen in den Planungen besonders zu berücksichtigen.
NACHHALTIG BAUEN
Das Gebäude muss ökologisch, ökonomisch, soziokulturell und funktional hohe Qualitätsansprüche erfüllen.
- Die verwendeten Baustoffe und Bauteile müssen langlebig und unterhaltsfreundlich sein, d.h.
- bei der Herstellung, Verarbeitung und im Gebrauch entstehen geringe Schadstoffemissionen.
- sie sind wiederverwertbar bzw. bestehen aus recycelten Materialien.
- sie sind schadstoffarm, lösemittelarm, nicht sensibilisierend wirkend und geruchsneutral.
- Die Energieerzeugung und -versorgung muss mit regenerativen Energiequellen (z.B. Solarenergie, Photovoltaik, Luft-Wasser-Wärmepumpe) erfolgen.
- Die Raumtemperatur muss in allen Räumen individuell regelbar sein.
- Die Räume müssen natürlich be- und entlüftet werden können. Zusätzlich müssen alle Räume mit einer individuell regelbaren, mechanischen Lüftungsanlage ausgestattet (Wärmerückgewinnung mindestens 80%) sein.
- Die Innen- und Außenbauteile müssen eine ungestörte Nutzung der Räume ermöglichen und eine gute Sprachverständlichkeit (geringe Nachhallzeit) in den Aufenthaltsräumen (z.B. Schallabsorptionsflächen) bieten.
- Es müssen Übergangszonen vom Außengelände ins Gebäude vorhanden sein, in denen Stiefel und Matschhosen gewechselt werden können, ohne dass die Verschmutzung in die komplette Kindertagesstätte getragen wird.
FLEXIBELE RAUMAUFTEILUNG
Unser Raumkonzept berücksichtigt unterschiedliche Funktionsbereiche. Die Bereiche sollten klar voneinander abgetrennt und über einen Gemeinschaftsbereich (Piazza) miteinander verbunden sein. Für eine zukunftsfähige Kita mit zwei Krippen- und 3 Elementargruppen haben wir eine Gesamtnutzfläche von 1.465 qm empfohlen.
KRIPPEN- UND ELEMENTARBEREICHE
Die gruppenbezogenen Krippen- und Elementarbereiche sind gleich groß. Diese Kernzellen mit einer Fläche von jeweils 145 qm bieten ein Raumangebot, das unabhängig vom Alter optimal genutzt werden kann. Jede Kernzelle hat einen eigenen Zugang zum Außengelände und verfügt über einen direkt anschießenden, überdachten Außenbereich. Zusätzlich gibt es einen Duschbereich, der von allen Gruppen gemeinsam genutzt wird.
VERWALTUNGS- UND BESUCHERBEREICHE
Die Arbeitsanforderungen in einer Kindertagesstätte gehen weit über die Betreuung und Förderung der Kinder hinaus. Vertrauliche Eltern- und Mitarbeitergespräche, zusätzliche administrative Aufgaben und ganztägige Angebote erfordern ein erheblich größeres Raumangebot als in der Vergangenheit. Deshalb müssen für die Mitarbeiter*innen ausreichende Rückzugsmöglichkeiten berücksichtigt werden.
GEMEINSCHAFTSBEREICHE
Die Gemeinschaftsbereiche werden gruppenübergreifend genutzt und können bei Bedarf auch für z.B. Versammlungen und Aufführungen genutzt werden.
- MEHRZWECKRAUM
Der Mehrzweckraum dient als Bewegungsraum für alle Aktivitäten zur Auslebung der kindlichen Bewegungsbedürfnisse. Er kann auch für Veranstaltungen (z.B. Elternabende) genutzt werden. Für die unterschiedlichen Nutzungen sind diesem Raum entsprechende Lagerflächen direkt zugeordnet.
- MULTIFUNKTIONSRAUM
Der Multifunktionsraum dient kleinen Gruppen als zusätzlicher Raum, der für ein vielfältiges Nutzungskonzept (z.B. für Bastelarbeiten) zur Verfügung steht.
- THERAPIERAUM
Der Therapieraum wird zur individuellen Förderung von Kindern mit motorischen oder kommunikativen Einschränkungen und für Familientherapien/-sitzungen genutzt.
- KÜCHE
Das pädagogische Konzept der Kita-Leitungen sieht eine Aufwärmküche vor. Sie wird ergänzt durch einen Vorratsraum, einen Hauswirtschaftsraum und einen separaten Putzmittelraum. Eine zusätzliche Kinderküche könnte das Angebot abrunden.
- ESSENSBEREICH
Der Essensbereich wird von allen Gruppen genutzt. Er kann auch für Versammlungen (Elternabende, Aufführungen, Feste) genutzt werden.
- PIAZZA / FOYER / FLURE
Alle Funktionsbereiche werden durch einen zentralen Platz miteinander verbunden und können wie die Flure für weitere Aktivitäten genutzt werden.
- FLURE/EINGANGSBEREICHE
- ABSTELLRÄUME FÜR KINDERWAGEN/BOBBY CARS
- LÄGER FÜR AUSSENGERÄTE
- TECHNIKBEREICH
RUND UM DAS GEBÄUDE
Dem Außenbereich kommt eine noch größere Bedeutung zu als in der Vergangenheit. Deshalb müssen diese Flächen sowohl für die Kinder als auch für die logistischen Aufgaben ausreichend bemessen sein.
Der Außenbereich gliedert sich in
- altersgemäße Spielbereiche für die Krippen- und Elementargruppen und bietet zusätzlich Ruhe- und Rückzugszonen.
- funktional-logistische Bereiche für die Zuwegungen, die An- und Abfahrt und Stellplätze (PKWs, Fahrräder, Roller und Kinderwagen).
– NATURNAH SPIELEN
Im Bereich der Kinderbetreuung haben wir uns an der verfügbaren Außenfläche pro Kind in der Kita Moorweg orientiert. Daraus ergibt sich eine nutzbare Außenfläche von mindestens 2.200 qm (21qm / Kind).
Das Außengelände soll unterschiedliche Erfahrungen ermöglichen:
- Naturerfahrung
- Experimentieren und Sinneswahrnehmung
- Bewegung Kommunikation
- Ruhe und Rückzug
Die Außenanlagen müssen in unterschiedliche Bereiche eingeteilt werden, so dass sich laute und leise oder eher bewegte und ruhigere Spielbereiche möglichst nicht gegenseitig behindern.
Die Außenspielflächen bieten
- beschattete Flächen durch stark wüchsige Einzelbäume oder zusätzliche Schattenspender (z.B. Pergolen, Sonnensegel).
- Lagerbereiche für die Spielsachen und Gartengerätschaften
- einen Sammelplatz, den alle Kinder und Betreuer im Brandfall ebenso erreichen können wie die Feuerwehr.
– FUNKTIONAL-LOGISTISCHE BEREICHE
Die Erfahrungen der Kitas Moorweg und Seeveufer zeigen, dass auch die Stellplätze und eine geregelte An- und Abfahrt ausreichend dimensioniert sein müssen. Die Flächen für die Stellplätze und Zufahrten müssen für eine naturnahe Oberflächenentwässerung optimiert sein.
Für diese funktional-logistischen Bereiche haben wir 795 qm berücksichtigt.