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HAUPTSTRASSE 53 – UMGESTALTUNG DER FLÄCHE

Parkplatz ggü. Hotel Niedersachsen – Bald in Betonpflaster. Zusatznutzen? Kosten: 245.000 Euro. Bessere Ideen? Ja!

Mitten im Ort gibt es zwischen dem ehemaligen „Papierhaus“ und dem heutigen Frisörgeschäft eine Fläche, die wie ein Schotterplatz aussieht und wenig zum Verweilen einlädt. im September 2020 beantragte die UWG Jes!, diese Fläche im Rahmen der Städtebauförderung aufzuwerten. Alle Ratsmitglieder waren sich einig, dass hier Handlungsbedarf besteht und beschlossen, diese Fläche aufzuwerten.

Nach fast vier Jahren hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, einen Entwurf umzusetzen, der nach unserer Auffassung weder zukunftsorientiert ist noch die Attraktivität der Ortsmitte beleben wird. Die von der Verwaltung vorgestellten Gestaltungsvorschläge wirken wenig inspiriert.

Doch der Ratsmehrheit aus CDU und SPD war mit dem überarbeiteten Entwurf zufrieden. Für sie reichte es aus, dass der Belag gegen eine Pflasterung ausgetauscht wird. So können PKWs staubfrei und geordnet parken und damit würde die Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte verbessert. Außerdem böte die neugestaltete Fläche ja sogar je eine E-Ladesäule für PKWs und Fahrräder, vier Anlehnbügel (also Stellplätze) für Fahrräder und zwei Bänke, auf denen Bürger verweilen können

Wir wundern uns, dass diese Argumente ausreichen, um eine Viertel Million Euro (trotz leerer Kassen und einer Kostenexplosion um fast 70% innerhalb eines Jahres) für eine Platzgestaltung auszugeben, die wenig zu einer Belebung der Ortsmitte (Förderziel!) beitragen wird.

Der Entwurf ist hauptsächlich darauf ausgerichtet, möglichst viele und befestigte Stellplätze für PKWs zu schaffen. Themen wie Barrierefreiheit, biologische Vielfalt, Bodenversiegelung, die Förderung des Radverkehrs und die Nutzung alternativer Energien bleiben ebenso unberücksichtigt wie multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten dieser Fläche in absolut zentraler Lage.

Wir wollen, dass die Fläche dazu beiträgt, die Ortsmitte zu beleben. Das ist gut für die Bürger und die Gewerbetreibenden und entspricht der Zielsetzung des Förderprogrammes. Deshalb ist es für uns wichtig, dass die Fläche selbstverständlich weiterhin als Parkplatzfläche zur Verfügung steht und trotzdem eine vielfältige, anderweitige Nutzung (z.B. Flohmarkt) ermöglicht.

Außerdem wollen wir, dass

  • alle Stellplätze so großzügig bemessen sind, dass ein bequemes Ein- und Aussteigen ebenso wie ein unkompliziertes und gefahrenloses Ein- und Ausparken für alle Autofahrenden auf allen Stellplätzen möglich ist,
  • für Fahrradfahrer deutlich mehr Stellplätze geschaffen werden,
  • die Bodenversiegelung minimiert wird und das anfallende Regenwasser auch mittel- und langfristig großflächig versickern kann,
  • die Erzeugung und Nutzung von erneuerbaren Energien (überdachte Stellplätze mit Photovoltaik-Technik) berücksichtigt wird und
  • durch eine vielseitige Bepflanzung die Artenvielfalt in der Ortsmitte unterstützt wird.

Unser Wunsch, die Gestaltung dahingehend nochmals anzupassen, wurde von den Ratsmitgliedern der Grünen unterstützt, doch SPD und CDU wollten die Umsetzung der Maßnahme nicht weiter verzögern (laut Verwaltung soll bereits im Oktober mit den Bauarbeiten begonnen werden).

Wir können uns über diese Begründung nur wundern. Jahrelang gab es weder seitens der SPD, CDU oder der Verwaltung Aussagen, die darauf hätten schließen lassen, dass ihnen die zeitnahe Umsetzung des Ratsbeschlusses aus dem Jahr 2021 besonders am Herzen läge.

Für uns geht eine sorgfältige Planung vor, denn mit der Neugestaltung der Fläche muss ein größtmöglicher Nutzen für den Ort erzielt werden. Diesen sehen wir mit den vorgestellten Entwürfen weiterhin als noch nicht gegeben und deshalb muss nochmals nachjustiert werden. Schließlich wird die neugestaltete Fläche die Ortsmitte jahrzehntelang prägen.


Nachfolgend finden Sie die Vorschläge der Verwaltung und einen Gestaltungsvorschlag der UWG, der nach unserer Überzeugung sowohl die Zielsetzungen des Förderprogrammes besser erfüllt und die Dorfmitte erheblich vielfältiger und nachhaltiger beleben würde.

  • 14 „Standard“-Parkplätze plus zwei Parkplätze für Schwerbehinderte
  • Versiegelung der Fläche mit Betongestaltungspflaster in hellgrau und anthrazit
  • Oberflächenentwässerung über acht Versickerungsmulden (grün)
  • 12 „Standard“-Parkplätze plus ein Parkplatz für Schwerbehinderte
  • Versiegelung der Fläche mit Betongestaltungspflaster (rot) und der Stellplätze mit Sickerfugenpflaster (grau)
  • Oberflächenentwässerung über fünf Versickerungsmulden (grün)

Die bisherige Aufteilung der Fläche wird weitgehend beibehalten. Die Flächen werden weiterhin überwiegend versiegelt. Zusätzlich soll es vier Anlehnbügel für Fahrräder, je eine Ladesäule für E-Autos und E-Fahrräder und zwei Parkbänke geben.

Aus unserer Sicht ist auch diese überarbeitete Platzgestaltung zu eindimensional und wenig zukunftsorientiert. Sie schafft zwar befestigte Stellplätze für PKWs und ein paar Fahrräder, lässt aber vor allem durch die zentrale Anlage der Sickerungsmulden eine vielseitige Nutzung des Platzes kaum zu und eine (spätere) Überdachung der Stellplätze mit Photovoltaik-Anlagen, wie sie derzeit auf Samtgemeindeebene empfohlen wird, würde den Platz zumindest optisch unattraktiv machen.

  1. Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte
  2. Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen
  3. Berücksichtigung vielfältiger Nutzungsmöglichkeiten
  4. Schaffung barrierefreier Stellflächen für PKWs und Fahrräder
  • Die Freifläche wird in einem wasserdurchlässigen Material ausgeführt, um die Versiegelung zu minimieren (Versickerung des Oberflächenwassers vor Ort).
  • Acht PKW-Stellplätze und die Fahrrad-Stellflächen sind mit wasserdurchlässigem Pflaster befestigt und mit PV-Anlagen überdacht.
  • Vier zusätzliche, unbefestigte PKW-Stellplätze befinden sich auf der Freifläche.
  • Alle 12 PKW-Stellplätze sind so dimensioniert, dass sie vollumfänglich barrierefrei sind.
  • E-Ladestationen für PKWs und Fahrräder unterstützen die E-Mobilität
  • Alle Randflächen sind insektenfreundlich gestaltet
  • Die Gesamtfläche kann für unterschiedliche Veranstaltungen (z.B. Flohmarkt) genutzt werden (Belebung der Ortsmitte)
  • Die an den Rändern angeordneten Stellplätze können später mit Photovoltaik-Dächer versehen werden, ohne dass die Optik des Platzes mit Mitleidenschaft gezogen wird.

Der Beratungsverlauf:

  • 07.09.2020: Die UWG Jes! reicht den Antrag ein, die Fläche „Hauptstraße 53“ mit Mitteln aus der Städtebauförderung neu zu gestalten.
  • 16.02.2021: Es wird einstimmig beschlossen, die gemeindeeigene Fläche „Hauptstraße 53″ im Rahmen der Städtebauförderung aufzuwerten. Die Verwaltung wird beauftragt, mit externer Beratung gestalterische Maßnahmen zu erarbeiten. Dabei soll von einer Versieglung der Fläche möglichst abgesehen werden.
  • 05.04.2023: Die Verwaltung stellt einen ersten Entwurf vor. Die Kosten für die Umgestaltung werden mit 145.000 Euro beziffert.
  • 05.07.2023: Der Gemeinderat lehnt den Gestaltungsentwurf mehrheitlich ab und bittet die Verwaltung, die Planungen zu überarbeiten. Es sollen Ladesäulen, ein Bereich für Fahrradparkplätze mit Bügeln zum Anschließen und im vorderen Bereich ein breiterer Grünstreifen mit Sitzgelegenheiten/Bank für Gäste berücksichtigt werden.
  • 22.05.2024: Die Verwaltung stellt den überarbeiteten Gestaltungsvorschlag vor. Die Kosten für die Maßnahme werden nun verwaltungsseitig mit 245.000 Euro beziffert (Kostensteigerung um fast 69 %!).
  • 19.06.2024: Der Gemeinderat beschließt, diese Planung umzusetzen. Unser Vorschlag, die Planung nochmals zu überarbeiten und die Themen Aufenthaltsqualität (vielfältige Nutzung der Fläche), Photovoltaik und Oberflächenversiegelung stärker zu berücksichtigen, wurde abgelehnt.